Alexander Lernet-Holenia

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Nachwort zu "Der Baron Bagge" von Hilde Spiel

Spiel, Hilde: Nachwort. In: Alexander Lernet-Holenia: Der Baron Bagge. Frankfurt a.M.: Fischer 1978, S. 103-115.

Hätte Alexander Lernet-Holenia nur Lyrik geschrieben oder seinen eigenen höchsten Ansprüchen an die Prosa genügt, ein Platz im Pantheon der großen Geister wäre ihm sicher gewesen. Wer allzu vielseitig begabt ist, steht sich selbst im Licht. Er wird nicht immer an dem Maß seiner vollendeten Werke gemessen, sondern von der schnöden Welt nach dem beurteilt oder gar abgeurteilt, was er manchmal bedenkenlos, manchmal notgedrungen den Forderungen des Tages geopfert hat. Dieser Schriftsteller, nein, Dichter Lernet-Holenia hat sich, von der edelsten Elegik und Dithyrambik bis zu den leichtesten und seichtesten Abenteuer- und Schelmenromanen, jeder literarischen Form bedient. Anders als Rilke oder Hofmannsthal, mit denen ihn mehr verband als mit irgendeinem seiner eigenen Generationsgenossen, hat er nie, oder nur selten, mit dem Seitenblick auf den olympischen Lorbeer geschrieben oder sich etwa frivoler, bizarrer und parfümierter Einfälle begeben, weil sie das Gesamtbild seiner künstlerischen Persönlichkeit hätten beeinträchtigen können. So hat er das Monument, das seinen schönsten Hervorbringungen, den Gedichtbänden "Die goldene Horde", "Die Trophäe" und "Das Feuer", so makellosen Novellen wie dem "Baron Bagge", so wohlgebauten und profunden Romanen wie "Die Standarte", "Beide Sizilien" und "Mars im Widder" gebührt, selbst immer wieder vom Sockel gerissen.

Es verdient, neu aufgerichtet zu werden. Denn noch in den Augenblicken eines Leerlaufs seiner Inspiration, noch in seinen Irrwegen im Labyrinth des Wiener Gesellschaftsklatsches oder seinen Windmühlenkämpfen gegen den Fiskus und eine erlauchte Familie, der er selbst nicht ferngestanden haben mag, bekundet sich jene vorbildliche Sprache, die er seinen Lehrmeistern, den Romantikern, und dem großen Vorbild Kleist verdankte, schimmert immer noch ein Abglanz der erhabenen Region, in der er in Wahrheit daheim war und die er seinen Lesern immer wieder nahegebracht hat. In der Rücksichtslosigkeit, ja Unerbittlichkeit, mit der ein Dichter seine eigene, selbstgeschaffene Welt, mit all ihren schiefen und verzerrten Perspektiven, ihren Trugschlüssen und Idiosynkrasien, aber auch ihren weitläufigen Prospekten, nie zuvor gesehenen Farben, unerhörten Tönen und neuartigen Aussichtspunkten ins Jenseits, auf die greifbare und alltägliche Realität kopiert wie ein kräftiges Bild auf ein blasses, liegt die Macht seiner Genialität. In Lernet-Holenias "Auferstehung des Maltravers", einem ungleichmäßigen, aber durch erstaunliche Ausflüge ins Metaphysische geadelten Buche, steht der Satz: "Es gibt kein Kunstwerk, das nicht eine ganze Welt in sich enthielte - und wahrscheinlich eine wirklichere, als die wirkliche Welt es ist."

Freilich ist dieses Reich, wie der Traum von den Resten und Fragmenten des Wachens, nur von dem bevölkert, was vorerst der Wirklichkeit entlehnt worden ist. Doch die Imagination des Dichters setzt sich, ganz wie Traum, über alle Grenzen des Ortes und der Zeit hinweg, reicht tief in die Vergangenheit hinab, wandert auf eins, zwei in die exotischesten Länder und schlägt Brücken über den Styx, so daß die Toten mit den Lebenden zwanglos bei Tische sitzen, als gäbe es in der Tat nur ein einziges ungeteiltes Sein.

Lernet-Holenias Welt ist ohne Mühe auf seine Herkunft und Umwelt zurückzuführen. Er wurde in der österreichischen Provinz Kärnten geboren, als Sohn der zweiten Ehe der verwitweten Baronin Boyneburgk mit dem Marineoffizier Lernet, der sogleich wieder ins Dunkel verschwand, worauf sein Kind von der mütterlichen Familie adoptiert wurde und deren Nachnamen Holenia zu dem väterlichen fügte. Solch ungewöhnlicher Lebensbeginn berechtigte den Dichter mehr als manchen anderen zu jenen, der Tiefenpsychologie bekannten Phantasien über eine etwaige Verwechselung in der Wiege oder höhere Herleitung als die tatsächliche, denen Adoleszente zuweilen nachzuhängen pflegen. Seine Geburt ist in der Tat von Gerüchten umwittert, und wenn er diesen auch nicht Vorschub leistete, so hat er sie doch in seiner Lyrik, auch in diesem oder jenem Roman, nicht ganz unabsichtlich genährt.

Zur Patrizieratmosphäre Kärntens, mit dessen Adel er - wie Rilke es sich nur ersehnte - vielfach verwandt und verschwägert war, kam die sanftere und liebliche Landschaft des Salzkammerguts, in der seine Mutter bald nach seiner Geburt ein Anwesen erwarb. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, rückte Lernet-Holenia, blutjung, zu den Dragonern ein und erlebte schließlich an der russischen Front den Untergang des Habsburgerreiches, das er als eine vielfältige, prächtige und bunte, zugleich aber auch unendlich behagliche Wohnstatt geliebt hatte und dessen Zusammenbruch er überaus schmerzlich empfand. In den verzweifelten letzten Monaten der Monarchie, die Jahrhunderte gewährt hatte und jetzt vor seinen Augen versank, prägte sich dem Fähnrich nicht nur die Schönheit und Eigenart der verlorengegangenen Erblande, nicht nur die erlöschende Größe dieses gewaltigen Staatswesens ein, sondern auch die gänzliche Sinnlosigkeit und Nichtigkeit eines Strebens, dessen Tragik überflüssig und vergeblich war. Was er in dem dichtgedrängten Erlebnis des österreichisch-ungarischen Untergangs erfuhr, reichte ihm für zwei Drittel seines Werkes, reichte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, nach dem er erst der so völlig veränderten Gegenwart ins Gesicht zu blicken begann. So entstand Lernet-Holenias Welt - eine Welt der stillen großen Räume des Landadels, in denen die Sonne durch herabgelassene Jalousien auf Kirschholzmöbel scheint, vor dem Haus die bemooste Gartenmauer, der verwaschene Stein-Neptun, die silbrige Fontäne; eine Welt der grüngoldenen Salons und der blutigen Schlachtfelder, auf denen die starren, reichbestickten Embleme des Kaiserreichs blitzen; eine Welt, an der die Melancholie der ungarischen Tiefebene ebenso teilhat wie das Walddunkel der Karpaten, und der polnische Winter ebenso wie das frühlingliche Piemont, das in seinem Herzen noch zu seinem Erbe und wahren Besitz gehörte. Immer tauchen in dieser Welt dieselben Vorstellungen auf, Ängste vielleicht einer allzu behüteten und darum um so empfindsameren Kindheit - vor finsteren Gängen und leeren Vorgemächern, in denen man herumirrt und sich vor dem Entdecktwerden schützt. Und immer gerät man in ihr in den seltsamen Raum zwischen Leben und Tod, oder auf einen Waldweg, der sich in die Ewigkeit verliert. Wie manche Menschen in gewissen Abständen den gleichen Traum erfahren, im Zustand des Halbwachens den gleichen Gesichten unterworfen sind oder, sobald sie sich vom unmittelbaren Alltag lösen, den gleichen Gedanken nachhängen, ja geradezu ausgeliefert sind, so kehrt in Alexander Lernet-Holenias Werk das Motiv des allmählichen Sterbens immer wieder. Schon in seinem ersten Prosastück, der Erzählung "Nächtliche Hochzeit", ist von einer alten Dame die Rede, bei der "die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten" sich "verwischt zu haben schien" . In dem Roman "Der Graf Luna" irrt Alexander Jessiersky neun Tage in den römischen Katakomben umher und wird, sobald er meint, das Tageslicht zu erblicken, auf wunderliche Weise, und ohne daß er's wüßte, längst nach seinem Tode, in das Land seiner Kindheit, Polen, zurückversetzt. Jene neun Tage aber sind der Zeitraum, den er zum eigentlichen Sterben braucht. Am knappsten und berührendsten ist ein solcher Schwebezustand in Lernet-Holenias Gedicht "An Foscolo" geschildert, das in der Sammlung "Die Trophäe" erschienen ist:

- ob wir auf ewig fortgegangen sind.
Du selbst vielleicht, Vorausgegangener, weißt
es nicht, und bis doch längst, wohin der Staub wallt
und die er stellt, die Fragen, alle zielen
wie Pfeile, die ins Dunkel fliehen. Ja
vielleicht daß du, wenngleich dahin, nicht weißt,
daß du dahin bis, und daß auch wir selbst
vielleicht nicht wissen, daß wir schon dahin sind.

Nirgends aber, so oft er sich auch mit ihm beschäftigt hat, ist dieser Gang in "jenes unbekannte Land, aus des' Bezirk kein Wanderer wiederkehrt" , mit solcher Bildkraft, Anschaulichkeit und Traumphantasie nachgezeichnet worden wie im "Baron Bagge", der schönsten Novelle, die Alexander Lernet-Holenia geschrieben hat. Auch hier sind es neun Tage, die Bagge im Zwischenreich verbringt. Und wenn es ihm vergönnt ist, dennoch daraus wiederzukehren, so ist dies doch nicht weniger tragisch, als wäre er in der Tat gestorben, denn nicht nur seine gesamte Schwadron, auch das Mädchen, "die Geliebte, die auf mich geharrt seit je", ist ihm "ins Unzerstörbare entrückt auf immer währende Zeiten".

Das Kleistische an dieser Novelle, die knappe, dichtgewobene und doch so motorische Prosa, unaufhaltsam weiterdrängend in einem steten Fluß, ist noch erhöht und bereichert durch eine poetische Kraft, wie sie nur einem Dichter, dessen eigentliche Ausdrucksform die Lyrik ist, zu Gebote steht. Ein Nachklang jenes Rilke, der dem jungen Lernet-Holenia, als dieser zu dichten begann, unausweichlich vorgeschwebt hatte, ist in der Schilderung des geliebten Mädchens zu spüren, wenn es da heißt: "Was dort aber ein körperliches Glänzen gewesen, war hier ein Glanz von innen." Und in dem Überschwang, mit dem hier von dem "fabelhaften Azur ihrer Augen" gesprochen wird, das "Entfernungen zu spiegeln schien, in denen es Himmel und Meere gab, ungeheure Schicksale, Gold, Elfenbein und grandiose und seltene Dinge" , lebt etwas fort von der preziösen Imagerie des jungen Hofmannsthal. Am packendsten, und hier führt Alexander Lernet-Holenia weiter, was er in seinen frühen Romanen "Die Abenteuer eines jungen Herrn in Polen" und "Ljubas Zobel" begann, aber in der "Standarte" zur wahren Meisterschaft brachte, sind die Heraufbeschwörungen der alten Armee, ihrer Garnisonen und Kampfschauplätze an den Rändern der Habsburgermonarchie. Kein anderer - auch nicht Joseph Roth - hat mit solch sehnsüchtiger Liebe den Geist jenes so seltsam zusammengewürfelten österreichischen Militärs, seinen Zusammenhalt trotz vielfältiger Herkunft, seine Glorie und seinen schicksalhaften Zerfall darzustellen gewußt. Und keinem anderen sind Landschaftsbeschreibungen von solch zwingender Gegenwärtigkeit gelungen, Beschreibungen von Landschaften, wie sie sich einem jungen Dragonerfähnrich in den erregendsten und für immer unvergessenen Monaten und Jahren seines Kriegsdienstes in Ungarn und Ruthenien und weiß Gott wo überall noch eingeprägt hatten. Sie sind es, etwa der Rundblick von der Burg oberhalb der kleinen Stadt Nagy-Mihaly, oder der Ritt durch die Täler der Laborza und der Solinka bis ans Ufer des San, in dem das Wasser wie Glasscherben klirrt, die ihn als Erzähler höchsten Ranges ausweisen. Auf dieser Höhe, in der vorliegenden Novelle wie in seinem Gesamtwerk, sich dauernd zu halten, war ihm freilich nicht vergönnt und hat er auch nicht angestrebt. Kaum irgendwo jedoch in seinen vielen Prosahervorbringungen finden sich so viele Bilder von frappanter Unmittelbarkeit, etwa wenn "der Braune mit leichter, unendlich graziöser Bewegung des Vorderhufs im Schnee zu scharren begann", wenn im Morgentau "einige wenige Sonnenstrahlen, wie schräge Stürze funkelnden Messings", über die Ebene fallen, oder wenn aus Nagy-Mihaly, das in einen rosigen Lichternebel gehüllt ist, vom Lärm der vielen Menschen, die sich dort zusammengefunden haben, ein leises Brausen steigt. Von einzigartiger Anmut ist die Vision der Hochzeit "in dem großen, nur von einigen Kerzen erhellten Raum", darin sich, "flüsternd und von Schmuck-, Gold- und Silberstickereien funkelnd, in flüchtig übergeworfenen Pelzen die Masken" drängten, "während der Geistliche die Traurede hielt". Und nicht von ungefähr läßt sich dieser ganze seltsame Kostümball, der in der Trauung endet, dem Maskenfest in Alain-Fourniers "Le Grand Meaulnes" vergleichen. Denn hier wie dort geht es um einen Traum, der die Wirklichkeit an Schärfe und Eindruckskraft bei weitem übertrifft.

Mit zartester Hand sind jene Hinweise verstreut, daß es sich bei dem neuntägigen Ritt etwa nicht um einen realen Vorgang handeln könne, sondern um die Einbildung eines Sterbenden, der sich freilich noch einmal ins Leben zurückretten kann. Gewiß, gleich zu Beginn wird von dem Herrn von Semler zu Wasserneuburg gesagt, es sei die Katastrophe, in die er seine Schwadron geführt habe, die Opferung dieser ganzen Hekatombe von Menschen und Rossen, nur dazu dagewesen, "damit etwas, das im Bereiche des Lebens, weil es dazu zu spät war, nicht mehr geschehen konnte, nach dem Leben geschehe" . Hier ist auch ausdrücklich die Rede von "jener Zeit und jenem Raum, die zwischen dem Sterben und dem wirklichen Totsein liegen. Denn daß es da ein Intervall gebe, halten viele für sicher. Nach einigen währt er nur Augenblicke, nach anderen Tagen, äußerstenfalls, sagt man, neun. Sonst hätte man doch auch, zumindest früher, die Toten schneller begraben." Aber es wird nirgends vorhergesagt, daß der Baron Bagge, was er nun erleben soll, selbst in einem solchen Intervall erleben würde. Nur aus geringfügigen Verschiebungen, Abweichungen, Unwahrscheinlichkeiten, die jedoch nie zu Unmöglichkeiten werden, mag man in steigendem Maße entnehmen, daß es hier mit rechten Dingen nicht zugehen kann.

Der Baron berichtet selbst, daß ihn zuweilen "das beunruhigende Gefühl von einer Traumhaftigkeit meines ganzen Zustandes" befällt und er einen Augenblick zweifelt, "ob wirklich ich es sei, der hier war, etwa wie wenn einen manches Mal beim Gehen, Fahren oder Reiten ein schwindelnder Zweifel befällt, ob man selber es sei, der da geht, fährt oder reitet". Aber gerade, daß dieses Gefühl - auch schon von Hofmannsthal beschrieben - jedem Leser geläufig ist, drängt den Gedanken, Bagge könnte in der Tat nur träumen, in den Hintergrund. Vielmehr ist es die merkwürdige Anhäufung und übermäßige Lebenslust der Menschen in der kleinen Stadt, sind es die unwahrscheinliche Vertrautheit, mit der Charlotte dem Baron zum ersten Mal entgegentritt, die unerklärliche Abwesenheit des Feindes in einem Gebiet, in das die Russen eigentlich längst eingerückt sein müssen, und schließlich die seltsame Jagd auf Truthähne, die in Bäumen sitzen, mit einer Kentucky-Rifle des Leutnants Hamilton, welche dieser bisher nicht bei sich gehabt hat, woraus man schließen mag, all dies habe sich nur in der Vorstellung des Erzählers, nicht aber in Wahrheit abgespielt.

So allmählich und stufenweise verstärkt sich dieser Eindruck, daß man, fast ohne es zu merken, in die letzte Phase der Wanderung, und damit in die weiteste Entfernung von der Realität eintritt. Erst wenn alles zu glimmen und schimmern und leuchten beginnt, wenn ein unnatürliches Licht von den Reitern und Pferden ausgeht, wenn endlich die Brücke, eine neue und doch die alte, die zu Anfang mit dem gesamten Troß überquerte und von den Russen verteidigte Brücke von Hor, auf der Bagge die beiden - nahezu tödlichen - Geschosse getroffen hatten, ihm als mit Gold beschlagen erscheint, wird das Geheimnis offenbar, erkennt der Leser im selben Augenblick wie der Erzähler mit absoluter Sicherheit, daß hier ein Traum ausgeträumt ist, daß volle acht Tage in wenigen Sekunden verstrichen sind und am neunten an den ersten wieder angeknüpft wird.

Diesen neuntägigen Weg des Todes, "wie er vorgezeichnet ist in den Mythen", ist Alexander Lernet-Holenia selbst gegangen, als er in seinem neunundsiebzigsten Jahre starb. Am dritten Juli 1976 hatte ihn der Tod ereilt. Am zwölften wurde er begraben. Es war nicht, als hätten die Hinterbliebenen dafür gesorgt, daß diese Spanne verstrich, bevor man ihn der Erde übergab. Ganz unvermeidlich hatte es sich so gefügt. Aber wie er selbst über Hofmannsthal sagte, daß dieser in seiner Jugend und wiederum in reifen Tagen mit ungewöhnlichen Kräften, mit einer prophetischen Magie begabt gewesen sei, so war Alexander Lernet-Holenia selbst auf eigentümliche Weise "erleuchtet" sein ganzes Leben. Daß er sich trotzdem den trivialsten Beschäftigungen und Schreibarten hingab, steht dazu nicht im Widerspruch. Wer ihn kannte, weiß um die Distanz, die er bei aller Liebenswürdigkeit zu seiner Umwelt hielt, weiß auch, daß sein Talent, oder wenn man will, sein Genie, nicht der Ratio entsprungen sein konnte. Er schrieb zumeist flink, leicht und wie unter einem Diktat, als hätte der Mensch, der da am Schreibtisch saß, mit ihm und seiner gesellschaftlichen Erscheinungsform nichts zu schaffen. Der unerklärte Begriff der Inspiration, hier war er am Platz. Sobald seine Inspiration ihn im Stich ließ, war er zum Absinken verurteilt. Aber sie kehrte zu ihm zurück, wenn er ihrer wahrhaft bedurfte, sie enthüllte ihm das Zeichen, unter dem sein Dasein stand, und hatte ihn, wann immer er hellhörig für ihre Botschaften war, auch sein eigenes Ende ahnen lassen.