Leseprobe - Asoka's Liebeslied (1935)

Erstmals erschienen in: Die goldene Horde. Gedichte und Szenen. Herbert Reichner Verlag, Wien-Leipzig-Zürich, 1935
Asoka's Liebeslied
Ach, daß ich deine Wangen
an den meinen, dein Haar
spürte! Wie lange vergangen
ist, was gestern war,
oder eine Sage,
daß ich bei dir lag.
Waren es tausend Tage,
war es nur ein Tag?
Daß ich im Dunkel das Blonde
deiner Locken nicht sah,
nur deine Augen wie Monde
- dein Atem wie Rosen nah' -,
ach, die Sternenprächte
über uns entfacht,
waren es tausend Nächte,
war es nur eine Nacht?
Wog' um Woge spülte
Rosenperlen her
und der Meerwind wühlte
in einem Rosenmeer.
Liebe hielt in Waage
Mond und Sonnenpracht,
einen Tag, tausend Tage,
tausend und eine Nacht.