Leseprobe - Hochwasser im Salzkammergut (1957)
Das aus Unmut über den lärmenden Fremdenverkehr verfaßte Gedicht erschien in: Forum, Jahrgang 4, No. 45, September 1957, S. 323 und wurde in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, Ausgabe für Gelsenkirchen, nachgedruckt.

Hochwasser im Salzkammergut
Es regnet tagelang und nächtelang.
Die Zimmer stehen leer. Die Autobusse
aus Tölz und Berchtesgaden bleiben aus.
Des Ortes Vizebürgermeister, selbst-
verständlich SPÖ, hat schon erklärt:
Wenn das so weitergeht, so glaubt er doch noch
an Gott, und sei's auch nur, um ihm die Schuld
an der verregneten Saison zu geben.
Im seichten Wasser, zwischen Treibholz und
Orangenschalen, schaukelt ein Kondom.
Der Bürgermeister, selbstverständlich ÖVP
und Landtagspräsident, hat's selbst-
verständlich unbenützt und wie es dem
Gesetz entspricht, nach dem er angetreten,
hineingeworfen, nur damit man glaubt,
in diesem Orte wäre etwas los.
Umsonst! Es ist nichts los in diesem Ort.
Auf einmal aber, wehe mir, was ist dies?
Auf einmal fallen Sonnenstrahlen, bleich wie
die ungebräunte Haut der Sommerfrischler,
auf das Parkett. Ein Schnellboot lärmt vorbei
mit einem dicken Kind auf Wasserskiern.
Schon rattern allenthalben die Motoren
und es verstopfen Riesenautobusse
voll lebenshungeriger Gelsenkirchner
den Ort, in dem nichts los war. Ach, und jetzt?
Der Bürgermeister dankt zwar noch dem Herrn,
der Vizebürgermeister aber, kaum daß
es schön wird, leugnet das Vorhandensein
des Höchsten Wesens wieder. Kurz und gut:
im ganzen Orte ist der Teufel los...