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Alexander Lernet-Holenia

Stefan Zweig über "Baron Bagge"

Stefan Zweig an Alexander Lernet-Holenia (Wien, 1936)

Lieber Lernet, inmitten der vielfachen Ärgernisse, mit denen die Zeit mich beschenkt, muss ich einer seltenen Freude besonders gedenken. Ihr "Baron Bagge" ist ein Meisterwerk! Wie hier Traum und Wirklichkeit randlos ineinandergleiten und eine Sphäre visionärer Helligkeit geschaffen ist, eine aus Fieber und erregtem Blut bildnerisch gefärbte Fülle, das ist geradezu magisch: Sie haben aus einem höchsten Stadium der Inspiration, wie es Ihnen sonst nur im Gedicht gelungen ist, diese Novelle geschrieben, der ich an prosaischer Meisterschaft nur Hofmannsthals Andreas zu vergleichen weiss. Da ich Sie, wie Sie wissen, freundschaftlich und menschlich so nahe empfinde, war es mir eine besondere Genugtuung, dass Ihnen und gerade Ihnen ein so makelloses chef d'ouevre gelungen ist, in dem jedes Wort und jeder Satz mit schwebender Leichtigkeit an seiner Stelle steht: wirklich, Sie haben diese Novelle, diese unvergessbare, im Zustand der Gnade geschrieben.

Mich treibt die Zeit gehörig um, wahrscheinlich gehe ich über den Sommer nach Brasilien; wie gerne hätte Ihnen noch zuvor die Hand gedrückt!

Herzlichst Ihr
Stefan Zweig

Aus: zweigheft 21 (2019), hrsg. vom Stefan Zweig Zentrum Salzburg, S. 28.